27.3.2022
Gesellschaft

Marc Elsberg: BLACKOUT – Morgen ist es zu spät

Wie würde ein Blackout in großen Teilen Europas und in den USA aussehen?
David Werner
Inhaltsverzeichnis

Es ist ein kalter Februartag als plötzlich in Italien das Licht ausfällt. Was zuerst scheint wie ein harmloser Stromausfall, entwickelt sich schnell zu einem Horrorszenario, von dem große Teile Europas betroffen sind. Es kommt zum Blackout, der das gewohnte Leben komplett über den Haufen wirft. Dieses Szenario beschreibt der österreichische Autor Marc Elsberg in seinem Thriller „BLACKOUT – Morgen ist es zu spät*. Mein Name ist David und heute möchten wir uns mithilfe des Romans anschauen, wie ein Blackout entstehen könnte und vor allem: was die Folgen davon wären.  

Auslöser des Blackouts

In dem Buch begleiten wir den italienischen Informatiker Piero Manzano, der in Mailand in einen Verkehrsunfall verwickelt wird. Denn durch den plötzlichen Stromausfall sind die Ampeln und die Straßenbeleuchtung ausgefallen, wodurch es zu einem kompletten Verkehrschaos kommt.

Währenddessen bekommen auch andere Länder wie Schweden oder Österreich Probleme mit ihrem Stromnetz. Denn dadurch, dass elektrische Energie nicht wirklich gespeichert werden kann, muss in den Kraftwerken immer genau so viel Strom erzeugt werden wie gerade verbraucht wird. Und damit das Netz stabil läuft, braucht man eine gleichmäßige Frequenz – so wie wir Menschen einen gleichmäßigen Blutdruck brauchen.

In dem europäischen Übertragungsnetz, über das der Strom quer durch Europa fließt, gibt es allerdings massive Frequenzstörungen. Innerhalb von einer Dreiviertelstunde kommt es zum Totalausfall und damit geht in großen Teilen Europas nichts mehr.

Wie sich später herausstellen wird, wurde das Stromnetz gehackt und der Ausfall durch Terroristen verursacht, die eine neue Weltordnung aufstellen wollten, die menschlicher, gerechter und fairer sein sollte.  

Auswirkungen des Blackouts

Die Auswirkungen des Blackouts bekommt die Bevölkerung direkt zu spüren: Plötzlich können die Menschen nicht mehr tanken, denn den Strom für die Pumpen gibt es nicht mehr. Flüge werden gecancelt, Menschen stecken in Fahrstühlen fest und das Mobilfunknetz ist überlastet. Telefonieren übers Festnetz geht aber teilweise noch, denn da kommt die Energie direkt über die Telefonleitung.

Informationen bekommen die meisten aber nur noch übers Radio oder durchs Hörensagen, denn auch das Internet funktioniert größtenteils nicht mehr und für den Fernseher haben die wenigsten Strom.

Außerdem gibt es kein Wasser aus der Leitung mehr, was auch dafür sorgt, dass Klospülungen nicht mehr mit Frischwasser versorgt werden. Kochen auf dem elektrischen Herd geht nicht mehr und auch der Kühlschrank gibt seinen Geist auf, genauso wie dir Heizung.

Die Notaufnahmen sind überlastet, weil U-Bahnen abrupt abgebremst wurden oder weil Menschen in Autounfälle verwickelt waren. Öffentliche Verkehrsmittel fahren entweder gar nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt und Taxis haben Hochbetrieb.      

Viele Läden müssen schließen, weil Kassensysteme nicht mehr funktionieren und wenn man dann doch mal einen offenen Laden findet, kann man nur mit Bargeld zahlen.

In den Ställen fällt die Heizung aus, sodass die Tiere zu erfrieren drohen. Landwirte können ihre Kühe nicht mehr melken und müssen auf Handarbeit umstellen. Die Molkereien können die Milch aber nicht abholen oder verarbeiten, denn dazu bräuchten sie Strom und Sprit für die LKW.

In Krankenhäusern springt die Notversorgung an und auch die Atomkraftwerke brauchen Notstrom, um die Brennstäbe weiter kühlen zu können.

Unterschied zwischen Stromausfall und Blackout

Insgesamt verläuft vieles am Anfang noch relativ harmlos, weil die meisten Menschen nur mit einem kurzen Stromausfall rechnen. Während bei einem Stromausfall oft nur kleine Gebiete betroffen sind und der Strom meistens auch relativ schnell wieder da ist, ist das bei einem Blackout anders. Denn da gibt es oft mehrere Tage oder sogar Wochen keinen Strom und es sind große Gebiete wie mehrere Länder oder wie in unserem Fall fast ganz Europa betroffen. Das führt dazu, dass (anders als bei einem Stromausfall) erstmal keine Hilfe von außen zu erwarten ist. Denn die anderen Länder haben ja die gleichen Probleme.

Längerer Blackout = Schlimmere Folgen  

Während sich die meisten Menschen anfangs ziemlich solidarisch verhalten, gibt es natürlich auch den ein oder anderen, der die Situation schamlos ausnutzt. Seien es Taxifahrer, die plötzlich die Preise verdreifachen oder Menschen, die zu Räubern werden.

Außerdem macht den Menschen natürlich die Kälte, die Dunkelheit, die ausgefallene Wasserversorgung und fehlende Lebensmittel immer mehr zu schaffen – umso länger es keinen Strom gibt. Glück, wer da rechtzeitig vorgesorgt hat und genug Lebensmittel und ein Notstromaggregat daheim hat. Und Glück haben natürlich auch die, die in einer Behörde oder einem Unternehmen arbeiten, die auf so eine Situation vorbereitet sind.

Viele Menschen kommen nicht mehr an ihren Arbeitsplatz. Die Wirtschaft und Börsen kollabieren. Erste Atomkraftwerke bekommen Probleme mit der Notstromversorgung und manche Länder rufen den Katastrophenfall aus.

Auch immer mehr IT-Systeme der Behörden fallen aus, nachdem auch die Server und Computer von Hackerangriff betroffen sind.

Produktions- und Lieferketten brechen zusammen, weil mittlerweile fast alles elektronisch abläuft. Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, verderben und befeuern die Krisensituation zusätzlich. Und die restlichen Waren, die noch da sind, kann kaum einer an die Menschen ausliefern, weil nicht getankt werden kann. Selbst wenn also ein Supermarkt öffnet und die Preise per Hand oder mit dem Taschenrechner berechnet werden, kommt nicht mehr wirklich Ware nach. Die Läden laufen also auf kurz oder lang leer.

Kühe sterben, weil sie nicht gemolken werden oder weil sie vorher erstickt oder verdurstet sind. Auch Küken und andere Tiere, die in beheizten Hallen und bei künstlichem Licht gehalten werden, erfrieren oder verhungern, womit die Seuchengefahr massiv steigt.

Die Probleme nehmen mit der Zeit immer weiter zu. Menschen kommen nicht mehr an Medikamente, weil entweder keine mehr da sind oder die Apotheken geschlossen sind. Das ist gerade für die Menschen ein Problem, die auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen sind – zum Beispiel Herzkranke oder Diabetiker.

Und auch die Notstromversorgung von einigen Krankenhäusern kann nicht mehr das leisten, was sie eigentlich sollte, weil der Treibstoff ausgegangen ist. Krankenhäuser werden zusammengelegt und Intensivstationen laufen nur noch im Notbetrieb, genauso wie die Stationen für Frühgeborene.

Menschen kommen nicht mehr zur Dialyse und Alten- und Pflegeheime werden zur Todesfalle, weil auch ihnen irgendwann der Strom ausgeht, einige Mitarbeiter nicht mehr zur Arbeit kommen und die Menschen nicht mehr die Versorgung bekommen können, die sie eigentlich bräuchten.

Die Rettungsdienste sind massiv überlastet – unter anderem auch weil einige Menschen in ihrer verzweifelten Situation versuchen, im Haus ein Lagerfeuer zu machen oder auf Campingkochern zu kochen, was aber sehr schnell außer Kontrolle geraten kann und dafür sorgt, dass ganze Häuser abbrennen – teilweise auch mit den Bewohnern.

Auch Banken laufen ziemlich schnell leer, nachdem alle Menschen etwas abheben möchten, aber es kaum noch Bargeldlieferungen gibt. Unternehmen können keine Gehälter, Waren oder Lieferungen mehr bezahlen und der Geldkreislauf versiegt immer weiter.

Auch das Hygieneproblem wird immer schlimmer. Denn die Menschen müssen trotzdem noch irgendwie aufs Klo, können aber nicht mehr spülen. Dass die Dusche nicht mehr funktioniert, ist da dann eher noch eines der kleineren Probleme.

Menschen werden in Notunterkünfte gebracht und bekommen das Essen von der Lebensmittelausgabe – wenn es denn noch etwas gibt. Andere versuchen zu den sogenannten „Strominseln“ zu fliehen. Das sind Regionen, in denen der Strom noch geht. Das kann aber auch schnell zu Ausschreitungen zwischen den Einwohnern und den Geflohenen führen.

Auch generell wird mit der Zeit die Stimmung immer gereizter und die anfängliche Solidarität nimmt immer weiter ab. In manchen Ländern wie Spanien übernimmt das Militär die Regierung und bei vielen Menschen entwickelt sich Hass gegen die Regierung. Sie gehen auf die Straße und lassen ihrer Wut freien Lauf. Es kommt zu Unruhen, Einbrüchen und Plünderungen.

Die Notunterkünfte laufen über und die Lebensmittelversorgung funktioniert nur sehr eingeschränkt. Die Straßen füllen sich mit Müllbergen und das Gesundheitssystem steht kurz vor dem Kollaps.

Viele Menschen können nicht mehr versorgt werden und müssen sich selbst helfen. Menschen, bei denen die Überlebenschancen sowieso sehr gering sind, werden mit der Todesspritze von ihrem Leiden erlöst.

Immer mehr erinnern die Zustände in der Bevölkerung an Krieg. In den Gefängnissen kommt es zu Ausbrüchen und die Insassen werden immer aggressiver. Schwarzmärkte florieren, Tiere brechen aus dem Zoo aus und Bürgerwehren formieren sich.

Nachdem auch in den USA die Lichter ausgehen, ruft die NATO den Bündnisfall aus. Gemeinsam wird gegen einen Feind gekämpft, den noch keiner kennt. Aber die Vermutung liegt nahe, dass eines der Länder, die ihre Hilfe anbieten, Schuld an den Angriffen sein könnte. Allen voran China wird verdächtigt.

Verschwörungstheorien und Untergangspropheten sorgen für zusätzliches Konfliktpotential, da es kaum noch Kommunikationskanäle gibt. Polizei und Militär können die öffentliche Sicherheit nicht mehr sicherstellen und die staatliche Versorgung bricht zusammen. Es kommt zur Selbstjustiz und Lynchmorden.

In einigen Gebieten werden Regierungsgebäude in Flammen gesteckt und Menschen versuchen die Regierung abzusetzen. Es herrscht Anarchie.

In den Atomkraftwerken fehlt es an Personal und teilweise auch an Treibstoff, um die Kühlsysteme aufrecht zu erhalten. In Frankreich, Tschechien und den USA kommt es in einzelnen AKWs zum GAU. Die Menschen müssen evakuiert werden und können wohl nie wieder in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren.

Das Ende des Blackouts

Nach 12 Tagen ohne Strom werden die Terroristen verhaftet und die Stromversorgung kann wiederhergestellt werden. Trotzdem kehrt das alte Leben nicht von jetzt auf gleich zurück.

Millionen Menschen haben ihre Heimat verloren, weil durch die Kernkraftwerke und Chemiefabriken ganze Landstriche unbewohnbar gemacht wurden.

Die Städte sind verwüstet und Wasserleitungen verkeimt und müssen erst einmal gereinigt werden, was mehrere Wochen dauern kann. Zwar öffnen die Läden wieder, aber es gibt nicht viele Lebensmittel anzubieten, weil vieles verdorben ist oder bereits geplündert wurde. Bis die Produktions- und Lieferketten wieder hergestellt ist, braucht es auch seine Zeit.

Insgesamt sind in ganz Europa knapp zwei Millionen Tote zu beklagen – abgesehen von den Spätfolgen, die bspw. durch die verstrahlten AKWs ausgeht. Viele Menschen müssen aus Massengräbern wieder herausgeholt werden, um anständig begraben zu werden. Auch für die ganzen Tierkadaver muss eine Lösung gefunden werden.

Straftaten müssen nachverfolgt werden und die geflohenen Straftäter wieder eingefangen werden.  

Aber auch mittel- und langfristig wird der Blackout noch Auswirkungen haben. Die internationalen Finanzmärkte stehen vor dem Zusammenbruch. Wie immer wird frisches Geld in den Markt gepumpt und die Staaten verschulden sich weiter massiv.

Viele Betriebe wie Viehzüchter haben alles verloren und stehen vor der Pleite. Staatliche Programme sollen Abhilfe schaffen, aber wie so oft stellt sich die Frage, wer das bezahlen soll. Und selbst wenn die Betriebe wieder anfangen könnten zu produzieren, fehlt oftmals das Material und die Rohstoffe oder aber die Maschinen wie bspw. Hochöfen wurden komplett zerstört.

Viele Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz und gehen auf die Straße und fordern eine Verbesserung der Zustände. Denn sie werden von einer bitteren Wahrheit eingeholt:

Selbst wenn der Strom wieder da ist, wird längst nicht alles sofort wieder wie früher.

Fazit

Auch wenn das hier beschriebe Szenario Fiktion ist und viele Experten die Wahrscheinlichkeit für einen flächendeckenden Blackout, der große Teile Europas und die USA betrifft, als sehr gering ansehen, sind die Auswirkungen doch sehr an die Realität angelehnt.

So schreibt der ehemalige Präsident der Bundesnetzagentur Jochen Homann:

Die Gefahr von Hackerangriffen ist durchaus real. Bereits seit Stuxnet das iranische Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen hat, ist klar: Hacker können physischen Schaden anrichten, Stromnetze zusammenbrechen lassen und den Verkehr lahmlegen. Auch wenn man die jährlichen Berichte des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zur »Lage der IT-Sicherheit in Deutschland« über reale Vorfälle liest, fällt es einem schwer, die Bücher von Marc Elsberg als reine Fiktion abzutun. Zahlreiche Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen werden immer wieder festgestellt.“ -  Jochen Homann

Auch wenn wir natürlich alle hoffen, dass so ein Szenario niemals eintreten wird, ist es gut sich erst einmal vor Augen zu führen, dass ein Blackout möglich wäre. Denn für die meisten von uns kommt der Strom aus der Steckdose und man macht sich gar keine Gedanken darüber, was denn passieren würde, wenn der Strom plötzlich über länger Zeit weg wäre.

Es ist also gut vorbereitet zu sein. Dazu gibt es beispielsweise eine Checkliste vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die ich hier nachfolgend verlinkt habe.

Falls euch die knapp 800 Seiten zu viel zum Lesen sind, gibt es übrigens auch eine Mini-Serie zum Buch auf joyn.

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