3.1.2021
Finanzen

Rainer Zitelmann: Psychologie der Superreichen

Über sie wird viel spekuliert, aber die wenigsten wissen, wie sie wirklich ticken: Gemeint sind Superreiche. Dieses Thema hat Dr. Dr. Rainer Zitelmann in seiner zweiten Doktorarbeit mit dem Titel „Psychologie der Superreichen – Das verborgene Wissen der Vermögenselite“ aufgegriffen. Damit ihr euch nicht durch die 400 Seiten seiner Dissertation kämpfen müsst, möchte ich euch jetzt einige der wesentlichen Punkte kurz zusammenfassen.
David Werner
Inhaltsverzeichnis

Aktueller Forschungsstand

Im ersten Teil wird – wie typischerweise bei wissenschaftlichen Arbeiten – der aktuelle Forschungsstand und die Herangehensweise beschrieben. Und zwar auf über 150 Seiten. Im Endeffekt beschränkt sich Zitelmann auf die Vermögenselite, also meist selbstständige Unternehmer oder Investoren, die mindestens ein Nettovermögen von 10 Millionen Euro haben. Denn diese Gruppe wurde in bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen noch kaum beachtet.

Um mehr darüber herauszufinden wie sie zu einem großen Vermögen gekommen sind, hat Zitelmann 45 Superreiche befragt und ihre Antworten zusammengetragen und ausgewertet.

Schulzeit

Zitelmann konnte mit seinen Untersuchungen die These bestätigen, dass die Schulbildung keine entscheidende Rolle beim Aufbau eines Vermögens spielt. Denn 1/3 der Befragten hat nicht studiert und jeder Siebte hat kein Abitur abgeschlossen.

Auch muss man nicht übermäßig intelligent sein. Denn ein höherer IQ als 130 führt nicht zu mehr Reichtum. Und auch die Noten sind nicht entscheidend: Denn der überwiegende Teil der Befragten war eher mittelmäßig in der Schule.

Wichtiger waren dahingegen Aktivitäten neben der Schule. Beispielsweise haben viele der Interviewpartner in ihrer Jugendzeit Leistungssport betrieben oder sind durch ihre unternehmerischen Aktivitäten aufgefallen. Dadurch konnten sie bereits früh Selbstvertrauen aufbauen und ihre Frustrationsgrenze erhöhen.

Außerdem sind sie oft keinen typischen Schüler- oder Studentenjobs nachgegangen, bei denen man auf Stundenbasis bezahlt wird. Stattdessen haben sie sehr früh mit dem Verkaufen angefangen und konnten so bereits früh unternehmerische Erfahrung sammeln.

Interessant ist auch, dass viele der Reichen aus der Mittelschicht kommen. Allerdings oft aus Familien, in denen ein Elternteil schon selbstständig tätig war, sodass es für sie nichts außergewöhnliches mehr war, sich auch selbstständig zu machen.

Unternehmer als Angestellte?

Häufig kommt in der Reichtumsforschung die These auf, dass Unternehmer als Angestellte schwierig und rebellisch wären und in einem normalen Konzern keine Karriere machen könnten. Das trifft allerdings nur für einen Teil zu. Dieser Personenkreis hatte auch häufig schon Konflikte in der Schule, beispielsweise mit Lehrern.

Allerdings gibt es auch eine Gruppe, auf die das nicht zutrifft und die vor ihrer Selbstständigkeit bereits eine Karriere in einem Unternehmen gestartet haben. Allerdings liefen ihnen die Prozesse oft zu langsam oder sie sahen ihre Verdienstmöglichkeiten als zu gering an. Denn als Angestellter und selbst als Vorstand in einem DAX-Unternehmen wird man im Normalfall keine Milliarden verdienen. Das geht eigentlich nur als selbstständiger Unternehmer oder Investor.  

Ziele

Wichtig für den Erfolg vieler Hochvermögender war und ist das schriftliche Fixieren von Zielen. Dazu gibt es auch schon einige Studien, die beweisen, dass anspruchsvolle und spezifische Ziele zu besseren Ergebnissen führen als relativ leicht zu erreichende Ziele.

Es gibt aber auch hier eine Gruppe, die sich keine persönlichen Ziele setzt, was vielen Büchern über Reichtum widerspricht, wonach man nur dann reich werden kann, wenn man seine konkreten Ziele aufschreibt und visualisiert. Es gibt also nicht den einen Weg zum Reichtum.

Motive für Reichtum

Als häufigstes Motiv für Reichtum wurden Freiheit und Unabhängigkeit genannt, also finanzielle Freiheit. Sicherheit oder sich schöne Dinge leisten zu können spielt aber auch eine gewisse Rolle.

Benötigte Fähigkeiten  

Als wichtigste Fähigkeit wurde von allen Befragten einstimmt das Verkaufen genannt. Und damit ist nicht nur die Fähigkeit gemeint, Produkte an den Mann zu bringen, sondern allgemein der Prozess, Menschen zu überzeugen. Dazu ist Empathie entscheidend – so das Ergebnis von Zitelmann. Viele nannten als weitere Fähigkeiten auch noch Fachwissen und Networking.

Was eigentlich auch alle Befragte gemeinsam haben, ist ein sehr starker Optimismus. Damit ist vor allem auch das Selbstvertrauen in die eigenen Leistungen gemeint.

Dazu müssen allerdings auch Risiken eigegangen werden. Und nach Zitelmanns Ergebnissen sind viele der Befragten vor allem in der Startphase hohe Risiken eingegangen und haben diese dann im Laufe ihrer Karriere reduziert. Vieles spricht laut Zitelmann dafür, dass das die Bedingung für dauerhaften finanziellen Erfolg ist.

Was auch ganz interessant ist: Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung entscheidet die Mehrheit der befragten Investoren und Unternehmer mit dem Bauch – vor allem bei Entscheidungen, die Menschen betreffen. Das Bauchgefühl ist für sie nichts angeborenes, sondern entwickelt sich aus der Summe der Erfahrungen. Auch schreiben viele diesem Gefühl eine gewisse Warnfunktion zu.

Persönlichkeitsmerkmale

Bei den Persönlichkeitsmerkmalen ist bei den meisten die Gewissenhaftigkeit am stärksten ausgeprägt. Damit ist neben Genauigkeit auch Fleiß, Disziplin und Ausdauer gemeint. Auch Zuverlässigkeit und Zielstrebigkeit spielen eine wichtige Rolle.

Etwas weniger stark ausgeprägt als Gewissenhaftigkeit ist Extraversion. Sie sind also eher optimistisch eingestellt und sind offen für neue Erfahrungen. Außerdem haben sie kein Problem sich gegen die Mehrheitsmeinung zu stellen oder zumindest unabhängig von ihr zu handeln und eigene Wege zu gehen.

Psychisch sind die Hochvermögenden im Normalfall stabil und der Großteil ist auch eher konfliktorientiert. Sie scheuen also keine Diskussion und können ihre Meinung auch ganz klar nach außen vertreten. Mit höherem Alter nimmt die Verträglichkeit aber oft zu.

Umgang mit Rückschlägen

Viele der Hochvermögenden hatten in ihrer Karriere auch mit Rückschlägen zu kämpfen. Diese haben sie aber im Normalfall genutzt, um noch erfolgreicher zu werden, indem sie das Schlechte in etwas Gutes verwandeln. Für Rückschläge übernehmen sie auch selbst die Verantwortung und schieben diese beispielsweise nicht auf den Markt. Außerdem sind viele in der Lage, Fehler sehr schnell abzuhaken und sich diese auch verzeihen.

Fazit

Am Ende des Buches gibt es übrigens noch einen Persönlichkeitstest, sodass man mal schauen kann, wo genau man selbst steht. Wichtig ist natürlich noch zu sagen, dass es kein Patentrezept für Reichtum gibt. Denn nur dadurch, dass man beispielsweise hohe Risiken eingeht, wird man nicht automatisch erfolgreich. Allerdings kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit schon einige Verhaltensmuster herleiten, die ein Unternehmer erfüllen muss, um dauerhaft erfolgreich zu sein.

Falls ihr euch also für die wissenschaftliche Seite der Reichtumsforschung interessiert, dann ist das Buch auf jeden Fall empfehlenswert. Für alle anderen wird es wahrscheinlich eher eine schwere Kost sein und ist jetzt natürlich nichts, was man mal nebenbei liest. Und viele der Punkte sind auch schon in Büchern wie zum Beispiel „Think and Grow Rich“ von Napoleon Hill enthalten. Zu diesem Buch gibt es übrigens hier auch schon eine Buchvorstellung.

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